Geneigter Leser,
in meiner Wohnung hängen keine Fotos an den Wänden, sondern
Poster von Videospielen. Stage 1-1 aus Super Mario Bros. ersetzt die Bordüre,
welche bei Anderen so manche Wand verziert und ich stehe regelmäßig vor der
Wand voll Spielen in meinem Wohnbereich, welche Bilder erzeugt. Bilder, die
nicht nur aus den Spielwelten selbst stammen, sondern vor allem auch aus der
Realen, basierend auf Erinnerung. Es kommen mir die Gegebenheiten in den Sinn,
welche beim Erwerb herrschten. Viele Kartons und Schachteln stammen von Reisen
aus aller Welt - mitgebracht, oder auf diese mitgenommen.
Allerdings gibt es in meinen Regalen, wie auch bei den Fotos
aus dem letzten Urlaub, nicht nur gute Stücke, die es schaffen, so ein wohlig
warmes Gefühl im Bauch zu erzeugen, wenn man sie Revue passieren lässt. Einige
sind einfach qualitativ schlecht, was ihren Mehrwert, in welcher Art auch
immer, schmälert. Verwackelte Aufnahmen, auf denen eh niemand mehr erkennt, wo
sie eigentlich aufgenommen wurden. Andere erzeugen nicht nur gute Erinnerungen,
oder man betrachtet das Vergangene mittlerweile in einem anderen Licht. Darum
habe ich (nun zum dritten Mal) beschlossen, meine Ansammlung aus Videospielen "auszumisten",
um vielleicht auch endlich einmal eine richtige Sammlung daraus zu machen.
Alles in eine Ecke packen, das man findet, erfüllt, in meinen Augen, einfach
nicht den Tatbestand.
Stage 1-1 ziert den Übergang von der Küche in den Flur |
Die Idee ist nun, mich auf drei Felder zu beschränken
konzentrieren: Rollenspiele (exkl. MMORPGs), postapokalyptische Szenarien und
ein paar Titel, die mir gesondert wichtig sind (von wegen Erinnerungen und so).
Die besonderen Titel sind einfach zu bestimmen, auch RPGs zu identifizieren ist
relativ leicht, allenfalls besteht ein kleiner Verhandlungsspielraum von Fall
zu Fall, den ich aber mit mir selbst gut aushandeln kann. Jedoch stellt sich,
nach anfänglicher Recherche, die Apokalypse als kleiner Widerhaken heraus.
Über dem Haupt-Fernseher wurde bereits stark aussortiert |
Für alle unter euch, die meinen Schlussfolgerungen nicht
folgen möchten (wenn ihr überhaupt bis hierhin gelesen habt ^-^ ), nehme ich die
allgemeine Antwort mal vorweg. Wikipedia beschreibt es
mal wieder ganz gut: "Die Postapokalypse ist die Zeit nach einem Ereignis,
das große Teile der Menschheit sowie die durch sie aufgebaute Zivilisation
vernichtet hat. Alte Gesellschaftsordnungen gelten nicht mehr, oft herrscht ein
archaisches System des Stärkeren." Allerdings ist laut meinen
Diplomprüfern Wikipedia nicht zu zitieren, weshalb ich also ein wenig ausholen
muss.
Das Bundeszentrum
für politische Bildung kennt die Apokalypse als eine mögliche Ursache für
das Zustandekommen einer Anti-Utopie und kennzeichnet die Utopie selbst als "auf die Zukunft
gerichtete politische und soziale Vorstellungen, die Wunschbilder einer idealen
Ordnung oder fortschrittlichen menschlichen Gemeinschaft zeichnen". Der Duden kennt sich
dahingegen mit dem Wörtchen "post" aus und meint es "kennzeichnet
[...] etwas als zeitlich später liegend, erfolgend".
Die aktuelle Rückwand des Konsolenzimmers |
Dazu ein Beispiel: Der Film Escape from L.A.
(eine Neuauflage des eigentlich besseren, allerdings auch angestaubteren Escape from N.Y.
[solltet ihr über den dritten Teil Escape from New Jersey
stolpern, steht auf und rennt!]) spielt in den USA der nahen Zukunft. Ein
Erdbeben trennt Los Angeles vom Festland ab und dient daraufhin als staatliches
Gefängnis ohne Wärter. Jeder, der Mist baut, wird hinein geworfen und einmal drinnen,
sind alle sich selbst überlassen (da es sich tendenziell nur um [amerikanische]
Verbrecher [man muss hier ja erwähnen, dass es die Britischen in Australien
schon zu etwas gebracht haben] handelt, kann man sich vorstellen, dass hier
keine Utopie entstanden ist). Nun wird die Tochter des Präsident entführt und dorthin
verschleppt und mit ihr die Zugriffsdaten auf einen Orbitalsatelliten, der in
der Lage ist, die gesamten vereinigten Staaten von Amerika (oder sogar die
ganze Welt, ich weiß es nicht mehr so genau) mittels eines elektromagnetischen Impulses
in die Steinzeit zurück zu befördern. Snake Plissken wird (widerwillig) erneut
geschickt, um alles zu richten. Vorsicht
Spoiler!!! Am Ende hat Snake allerdings die Schnauze voll und drückt selber den Knopf,
nachdem er die junge Dame gerettet hat. Spoiler-Ende!
Die Geschehnisse im Film selbst spielen also gar nicht direkt in einer
postapokalyptischen Welt, da L.A. (in diesem Fall zum Glück) nicht den Großteil
der Menschheit repräsentiert. Jedoch herrschen innerhalb der Stadtmauern
postapokalyptische Zustände, womit man die Situation, in der die Handlung
abläuft, als postapokalyptisch bezeichnen kann. Man kann allerdings (mit einer
an Selbstverständlichkeit grenzenden Wahrscheinlichkeit) davon ausgehen, dass
sich die Menschheit nach den Ereignissen im Film in einer postapokalyptischen
Phase (wir hoffen mal für alle, dass es nur eine Phase ist) befindet.
Für den Leihen kaum sichtbar: da fehlen bereits viele "überflüssige"Titel |
Puh, ich sehe da noch einige Diskussionen in den nächsten
Jahren auf mich zukommen. Hoffentlich nicht nur zwischen mir und meiner
Brieftasche, sondern auch mit anderen Enthusiasten. Denn darauf kommt es am
Ende doch an. Jeder einzelne Titel in meinem Schrank soll positive Erinnerungen
und damit verbundene Emotionen auslösen und spannende, hitzige, tiefgreifende
Debatten mit Gleichgesinnten zählen mit Abstand zu den besten Quellen.
DM47
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