Geneigter Leser,
(Oh, jetzt wird es ernst, so hat doch noch nie was Gutes
angefangen °-° [war nur Spaß, so fangen wir ab jetzt vielleicht immer an ^-^ ]).
Als ich neulich auf einem Konzert von
The Killers war, fiel es mir wie
Schuppen von den Augen, der Schuster hat mal wieder die schlechtesten Leisten. Wobei
ich hier den Schuster-Posten bekleide und die agilen Werte die Rolle der
Leisten wahrnehmen, mit dem Konzert selbst hat das eigentlich wenig zu tun, die
transzendente Situation diente halt als Katalysator. Ich auf jeden Fall predige
Tag ein Tag aus (und das mitunter nicht nur an Werktagen) agiles Denken und die
Prinzipien auf denen das große Ganze ruht, dem Parkett auf welchem mein Team
(mein, weil ich einen Teil darstelle, nicht weil es mir gehört oder sowas in
der Richtung) über seine positiven Erfahrungen mit agilen Methoden referiert
und darüber spricht, warum wir überhaupt „agil“ arbeiten.
In kollegialer Runde kam aus einer Ecke neulich die Frage,
ob wir (die Projektmanager [im aller weitesten Sinne] in meinem Bereich) uns
nun wirklich auf agile Methoden spezialisieren und warum eigentlich. Der
fragende Mitarbeiter meinte dann noch, leider ohne wirklich auf eine Antwort zu
warten, er würde sich generell sehr breit mit diesen Themen beschäftigen, sich
alle Methoden und deren Bestandteile ansehen und dann je nach Bedarf ins Regal
greifen (man erkannte dabei doch sehr deutlich seine ich-fokussierte Wortwahl
von Stufe 3, aber das nur am Rande, auf Tribal Leadership gehe ich ein anderes
Mal gesondert ein). Schön, kann er ja so machen. Allerdings bezweifle ich, dass
die Ergebnisse auf diese Weise regelmäßig positiv ausfallen werden. Der
Hauptgrund, warum wir „agil“ arbeiten möchten, sind die Prinzipien und Werte,
die hinter dem Ganzen stehen und durch welche alle Praktiken in diesem Feld im
Kern vereint sind. Sie ermöglichen uns erst uns in Teams, Tribes, what ever
zusammen zu finden, um gemeinsam einem höheren Ziel entgegen zu gehen, mit dem
wir alle übereinstimmen. So wie die Vision die Produktentwicklung leitet, der
Anführer das Team usw., genau so leitet das höhere Ziel unsere gesamte
Organisation und die agilen Werte bilden die Gehwegplatten, mit denen wir den
Weg pflastern, auf welchem wir mit unseren Arbeitsweisen und Prozessen dem Ziel
entgegen reiten. Alle Methoden, die Anwendung finden sollen, müssen mit diesen
Werten vereinbar sein. Ansonsten sind sie sehr wahrscheinlich nicht gleich
schlechte Methoden, aber einfach unpassend für uns. Vieles bekommt man zwar mit
kleinen Schönheitskorrekturen in den Griff, aber ab und an stößt man durchaus
auf ganze Regelwerke, die schlicht weg nicht in unseren Kram passen.
Die Werte und Prinzipien hinter dem Agile Software
Development Commitment, Focus, Openness, Respect, Courage, Simplicity,
Communication und Feedback (Röpstorff & Wiechmann, Scrum in der Praxis,
2012, 9ff), sowie die Prinzipien
aus dem agilen Manifest stellen den
gemeinsamen Nenner meines beruflichen Umfeldes da. Diese Werte vereinen uns auf
einer bestimmten Meta-Ebene und leiten unser Handeln, egal welche Methoden dann
am Ende zum Einsatz kommen. Im Zweifelsfall wird halt einfach adaptiert und
ruck zuck ist das schlanke Kanban auch agil ;)
Um auf meinen eigentlichen Punkt dieses Artikels zu kommen,
folge ich nun einer kleinen Kausalitätskette. Agile stellt den Menschen in den
Fokus. Das erste Prinzip hinter dem Manifest, „Our highest priority is to
satisfy the customer…“ stellt den zufriedenen Kunden als Ziel vor uns auf (wem
das komisch vorkommt, weil Geld ja doch eigentlich über alles geht, dem steht
frei den Blog zu verlassen oder man denkt sich einfach, dass ein glücklicher
Kunde länger bleibt, mehr bezahlt und weitere seiner Art anlockt). Der Kunde
ist zufrieden, wenn sein Bedarf durch unser Produkt so gut wie möglich
befriedigt wurde. Dazu muss das Produkt selbst so gut wie möglich sein. Dass motivierte
Teams bessere Arbeit abliefern impliziert dann zu guter Letzt, dass es die
Mitarbeiter sind, die eigentlich im Fokus stehen. Richtig gelesen, das Team
kommt an erster Stelle und dann kommst du, lieber Kunde. Es gibt auch schon ein
paar Unternehmen
diesen Ansatz voll durchziehen uns es sogar ihren Kunden verkaufen.
In meinem konkreten Fall, dem Schreiben dieses Blogs, habe
ich mir bisher selber Deadlines gesetzt. Jede Woche ein Artikel, bis der Blog
angemessen gefüllt ist und ich auf einen Zwei-Wochen-Rhythmus wechseln kann. Ich
bin davon ausgegangen, dass du, lieber Leser, regelmäßig etwas lesen möchtest.
Bullshit! Du möchtest natürlich gute Artikel (mit gut meine ich in meinem Stil)
über Themen, die dich interessieren. Dir ist es doch in erster Linie herzlich
egal, wie regelmäßig ich schreibe. Hauptsache ist erst einmal, dass ich
überhaupt schreibe – das dann über tolle
Themen und in dieser angenehm anderen Art (ich hoffe wenigstens, dass der
Schreibstil einigen zusagt). An zweiter oder dritter Stelle kommt dann dein
Bedürfnis nach regelmäßigem Futter mit festen Zyklen. Mir ist ja sogar selber
schon aufgefallen, dass meine letzten beiden Beiträge nicht besonders prall
waren. Die wurden auch beide noch schnell auf einem Sonntag fertig gestellt.
Was soll denn da auch Überragendes bei herumkommen?
Ich werde mich nun also ab sofort (und meine Lektorin, das
ist dann aber auch schon das gesamte Team aktuell) an die erste Stelle setzen
und wenn es in der Praxis so läuft, wie in der Theorie, dann kommen am Ende
nicht nur bessere Artikel heraus, sondern diese auch zeitnaher. Auf das keine
Qualität mehr der Deadline geopfert wird.
DM47
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